Neubau Unterhalts- u. Handwerkerzentrum UHZ, Strafanstalt Saxerriet, Salez
Ausgangslage
Die bestehenden Standorte sind für handwerkliche Tätigkeiten und Unterhaltsarbeiten entweder zu klein, improvisiert oder nicht vorhanden. Mit dem UHZ werden die baulichen Voraussetzungen geschaffen, um zweckmässige und arbeitsrechtlich konforme Arbeitsplätze anzubieten sowie Unterhaltsarbeiten verstärkt in Eigenleistung erbringen zu können. Durch die Zentralisierung der verschiedenen Standorte werden die Abläufe effizienter und die Vollzugsarbeit des Betreuungs-personals wird unterstützt.
Ortsbau
Die Strafanstalt liegt inmitten des Rheintaler Riets. Sämtliche landwirtschaftlich genutzten Bauten und Strassen sind in einem orthogonalen Raster angeordnet. Die östlichste Gebäudereihe weist konsequent Nord-Süd-gerichtete Firstausrichtungen auf. Das UHZ ersetzt einen bestehenden Baukörper dieser Reihe. Trotz der gewerblichen Funktion soll sich das neue Gebäude in das vorwiegende bäuerliche Ensemble integrieren. Der Neubau ist somit eine Reminiszenz an die betrieblichen Vielzweckbauten, welche die Identität der Region in den letzten Jahrhunderten geprägt haben. In der Ausformulierung war eine zeitgemässe Interpretation der „St. Galler Stallscheune“ erwünscht. Der Neubau verkörpert mit seinem Volumen die Typologie eines regional landwirtschaftlichen Gebäudes. Ein mächtiges Satteldach mit weit auskragendem Dachvorsprung schützt die Fassade und den Vorplatz. Die seitlichen Wetterschilde schützen zusätzlich und bilden eine optische Brücke zu den bestehenden Bauten. Die Stirnfassaden sind mit einem vertikalen Bretterschirm versehen, der die Geschossigkeit widerspiegelt. Die Belichtung erfolgt über die Längsfassaden – auf der Vorderseite über grosse verglaste Tore und auf der Rückseite über Bandfenster.
Statik und Flexibilität
Das Konzept der Halle basiert auf einem Stützenraster von 5 auf 6 Metern, mit dem Ziel, einer möglichst grossen Flexibilität in der Konstruktion und der räumlichen Ausbildung. Die Primärstruktur ist befreit von Wänden – mit Ausnahme des Treppenkernes aus Stahlbeton. Die Stahlbetonkerne werden bis in das Dachgeschoss geführt. Dies bietet die Möglichkeit, die Zwischendecken und die Holzkonstruktionen samt Dach an diesen Kernen zu stabilisieren. Die Tragkonstruktion ist so bemessen, dass je nach Nutzung auch weitere Raumaufteilungen eingeführt werden können. Die Dachelemente sind auf den Fachwerkbindern gelagert. Die Decken von Erd- und Obergeschoss bestehen aus beplankten Balkenlagen. Die Innenwände sind Holzständerkonstruktionen. Die Aussenwandelemente sind an den Betonstützen befestigt.
Haustechnik
Generell sind sämtliche haustechnische Erschliessungsleitungen und Apparaturen sichtbar geführt bzw. montiert – für zukunftsorientierte und flexible Lösungen.
Energie
Der Neubau ist in Anlehnung an die 2000-Watt-Gesellschaft geplant und ausgelegt. Die Konstruktionen erfüllen die Primäranforderung der Gebäudehülle (ohne Lüftung und PV) nach Minergie-Standard.
Industrielle Raumakustik
Beim Unterhalts- und Handwerkerzentrum Saxerriet sind raumakustische Massnahmen mittels Akustikplatten umgesetzt. Diese führen zu einem geringeren Grundpegel und somit auch zu einer Verminderung des Lärmpegels am Arbeitsplatz.
Bauherr: Kanton St. Gallen
Objektart: Neubau Unterhaltszentrum
Gebäudevolumen: 12’990 m3
Verfahren: direkt
Planungszeit : 2018 -2021
Bauzeit: 2021 – 2023
Photographien: Hanspeter Schiess